Krisentheorie

In der bürgerlichen politischen Ökonomie gelten Krisen zumeist als zufällige Erscheinungen, die mit der Funktionsweise der „Marktwirtschaft“ als solcher angeblich nichts zu tun haben, sondern durch eine „falsche“ Wirtschaftspolitik oder durch allerlei „exogene“ Faktoren bedingt sind.

Demgegenüber zielt die Marxsche KrpÖ darauf, die Möglichkeit und die Notwendigkeit von Krisen durch die Darstellung der immanenten Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise zu begründen. Wie die KrpÖ insgesamt, so blieb auch die Marxsche Krisentheorie unvollendet. Die verschiedenen krisentheoretischen Bemerkungen und Argumente im Kapital und in den Manuskripten zur KrpÖ sind Zeugnis des Forschungsprozesses von Marx über einen Zeitraum von etwa drei Jahrzehnten. Da sie auf den ersten Blick teilweise unzusammenhängend oder gar widersprüchlich erscheinen, haben sie zu Kontroversen über „die richtige“ Krisentheorie Anlass gegeben. Dementsprechend gibt es im Marxismus eine Pluralität von K, die sich alle mehr oder weniger auf Aussagen von Marx in der KrpÖ beziehen. Ihr Gegenstand ist die Erklärung von Ursachen, Mechanismen und Folgen von Krisen. In der marxistischen Diskussion können in Bezug auf die Erklärung ökonomischer Krisen Unterkonsumtionstheorien, Überproduktionstheorien, Disproportionalitätskrisentheorien, Theorien einer Profitklemme (profit squeeze) und Überakkumulationskrisen, die an das „Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate“ anschließen, unterschieden werden. Darüber hinaus unterscheiden sich K im Hinblick darauf, welche Bedeutung sie dem Finanzsektor für die Krisendynamik beimessen.

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