Frigga Haug: Marx und der Feminismus
„Marxismus und Feminismus führten eine unglückliche Ehe“ titelte die US-Amerikanerin Heidi Hartmann 1981 ihren Beitrag zur Diskussion um kapitalistische und patriarchale Herrschaft.
Es lohnt sich, diese These auseinanderzulegen und sich einen kurzen Überblick über die Kämpfe in der Frauenbewegung gegen Marx und den Marxismus und ihr historisches Recht zu verschaffen. Im Anschluss will ich prüfen, was aus den Kritiken und Forderungen der Frauenbewegung im Zuge des globalen High-tech-Kapitalismus wurde, um schließlich in einem dritten Teil eine andere Lesweise von Marx und auch Engels vorzuschlagen, die einen aktuellen Nutzen verspricht.
Es geht also darum, Marx feministisch zu beerben. Dies erweist sich als umso dringlicher, als die teilweise festgefahrenen Diskussionen um den Arbeitsbegriff, der politisches Handeln begründet, dazu zwingt, eine Perspektive anzuzielen, die umfassend die verstrittenen Bewegungen zusammenführen kann und also hegemonial ist.