Operaistische und sozialrevolutionäre Marx-Lektüre und Autonomist Marxism (ab Anfang 1960er Jahre)

Der Operaismus ging in Italien bereits Anfang der 1960er Jahre aus der Theoriearbeit politischer Intellektueller hervor, die aus der Kommunistischen und der Sozialistischen Partei Italiens sowie aus der Sozialwissenschaft kamen. Wichtige Orte der Diskussion waren die Zeitschriften Quaderni Rossi und Classe Operaia. In kritischer Abgrenzung zu den genannten Parteien und der universitären Forschung und dafür in enger Wechselwirkung mit den ArbeiterInnenkämpfen in Italien und den sozialen Bewegungen der 60er Jahren betonte der Operaismus die Autonomie und den Primat der ArbeiterInnen und der sozialen Kämpfe für die Entwicklung der kapitalistischen Ökonomie. Er untersuchte die Rolle der Subjektivität und geht der Frage nach, wie die politischen und sozialen Auseinandersetzungen zusammengesetzt sind. Wichtige Schriften des Operaismus haben Raniero Panzieri, Mario Tronti und Romano Alquati vorgelegt.

In Deutschland sind vor allem sozial-revolutionäre Marx-Aneignungen vom Operaismus beeinflusst, der in Westdeutschland in den 1970er von einigen Militanten im Umfeld der Zeitschriften Autonomie und Autonomie (Neue Folge) diskutiert wurde. Wichtige Beiträge dazu lieferte der Historiker und Aktivist Karl Heinz Roth. Später nahmen Zeitschriften wie die Materialien für einen neuen Antiimperialismus und Wildcat den Faden auf. Operaistische und sozialrevolutionäre Marx-Aneignungen werden im angelsächsischen Raum auch als „Autonomist Marxism“ oder „Italien Theory“ bezeichnet.