Japan und Südkorea (ab 1920)

In Japan gab es ähnlich wie in Deutschland bereits in den 20er Jahren intensive Debatten, sowohl innermarxistisch als auch zwischen Marxisten und bürgerlichen Ökonomen. So gab es bereits in den 1920er Jahren in Japan erste werttheoretische Debatten.

Auch in Japan wurden diese Diskussionen durch Faschismus und Krieg radikal unterbrochen, ihre Protagonisten verfolgt. Nach dem Weltkrieg konnten sie erneut Fuß fassen, und zwar weit stärker als in Westdeutschland auch an den Universitäten. Thematisch waren die Debatten ähnlich wie jene in Westeuropa und Deutschland gelagert, wohl auch, weil wichtige Protagonisten durch Studienaufenthalte außerhalb Japans mit den dortigen Marx-Diskussionen in Kontakt kamen.

In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich dann unter anderem die so genannte Uno-Schule um Kozo Uno. Der Ökonom hatte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg einen Versuch unternommen, das Kapital neu zu schreiben. Zu nennen ist darüber hinaus Wataru Hiromatsu, der zu einem der einflussreichsten Intellektuellen der Neuen Linken in Japan werden sollte. Auch mit seinem Namen ist eine Strömung der Marx-Aneignung verbunden, die Hiromatsu-Schule.

Auch in Südkorea hatte es bereits vor dem Zweiten Weltkrieg noch in der Kolonialzeit eine akademische Beschäftigung mit den Werken von Marx gegeben; sie wurde dann aber vor allem durch die Teilung des Landes nach dem Korea-Krieg 1953 unterbrochen. Eine intensivere Beschäftigung mit Marx begann erst wieder in den 1980er Jahre im Umfeld oppositioneller Gruppen.

Eine Einführung in den japanischen Marxismus jener Zeit hat Hiroomi Fukuzawa mit „Aspekte der Marx-Rezeption in Japan“ vorgelegt. Eine Übersicht über einige Protagonisten und deren Schriften findet sich im Marxists Internet Archive. Zur Hiromatsu-Schule ist ein Eintrag im Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus erschienen. Weiterführende Informationen zur Wirkungsgeschichte Unos finden sich in „Marx global“ von Jan Hoff. Von Seongjin Jeong ist die Einführung „Marx in South Korea“ in der Zeitschrift „Socialism and Democracy“ erschienen.