Häretischer Marxismus in Mittel- und Osteuropa

In den Jahren nach 1956 erweiterte sich in Ost- und Ostmitteleuropa der intellektuelle Spielraum für eher heterodoxe und von der offiziellen KP-Ideologie unabhängige Anknüpfungsversuche an Marx und die marxistische Theorie.

Im Jugoslawien der 1960er und 1970er Jahre ist die Praxis-Gruppe zu nennen, in Ungarn die „Budapester Schule“ im Umkreis von Georg Lukacs, und im Fall der DDR ist auf den Wirtschaftswissenschaftler Friedrich „Fritz“ Behrens hinzuweisen, der eine Kritik am zentralistisch-bürokratischen Führungsstil in der Wirtschaft verband mit einem Konzept der demokratischen sozialistischen Selbstverwaltung sowie mit einer Theorie vom Absterben der wirtschaftsorganisatorischen Funktion des Staates. Diese Strömungen und Personen waren auf die eine oder andere Weise mit Ausgrenzung oder Repression konfrontiert; ihre Hoffnungen auf politische Neuorientierungen setzten sich nicht durch. Zugleich fanden ihre Arbeiten mitunter auf internationaler Ebene beachtliche Resonanz.