Der Zeitraum 1945 bis 1989
In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich für die Parteien und Bewegungen nach Marx die Situation grundlegend. Wichtige Zäsuren bildeten das Jahr 1956, als der XX. Parteitag der KPdSU die „Entstalinisierung“ einleitete und eine teilweise Delegitimierung des Sowjetmarxismus nach sich zog, sowie das Jahr 1968, das für die Studenten- und Arbeiterunruhen in vielen Ländern steht.
In der Nachkriegsperiode kam es zunächst zu einem neuerlichen Schub der Verbreiterung und weiteren Verästelung in der Welt der Parteien und Bewegungen nach Marx. Ab Mitte der 1950er Jahre erfasste eine Erosion den kanonisierten „Marxismus-Leninismus“ sowjetischer Prägung, der sich als allgemein verbindlich ausgab. Selbst im Herrschaftsbereich der KPdSU und der von ihr abhängigen Staaten wurde vielfältig versucht, Alternativen zur theoretischen Moskauer Orthodoxie zu diskutieren und die Debatte nach Marx für neue Gedanken zu öffnen. Zugleich brach sich in dieser Periode, vor allem aber nach 1968, die schon in der Zwischenkriegszeit spürbare Tendenz zur „Akademisierung“ der marxistischen Theorie endgültig Bahn. Ab Ende der 1970er Jahre ließ zumindest in der „westlichen Welt“ die Anziehungskraft des „Marxismus“ spürbar nach.