„Die Untersuchungsmethode, deren ich mich bedient habe (…), macht die Lektüre der ersten Kapitel ziemlich schwierig...“

Vor- und Nachwort zur französischen Ausgabe. Karl Marx-Friedrich Engels-Werke, Band 23, "Das Kapital", Bd. I, Dietz Verlag, Berlin/DDR 1968

London, 18. März 1872

An den Bürger Maurice La Châtre

Werter Bürger!

Ich begrüße Ihre Idee, die Übersetzung des "Kapitals" in periodischen Lieferungen herauszubringen. In dieser Form wird das Werk der Arbeiterklasse leichter zugänglich sein, und diese Erwägung ist für mich wichtiger als alle anderen.

Das ist die Vorderseite Ihrer Medaille, aber hier ist auch die Kehrseite: Die Untersuchungsmethode, deren ich mich bedient habe und die auf ökonomische Probleme noch nicht angewandt wurde, macht die Lektüre der ersten Kapitel ziemlich schwierig, und es ist zu befürchten, daß das französische Publikum, stets ungeduldig nach dem Ergebnis und begierig, den Zusammenhang zwischen den allgemeinen Grundsätzen und den Fragen zu erkennen, die es unmittelbar bewegen, sich abschrecken läßt, weil es nicht sofort weiter vordringen kann.

Das ist ein Nachteil, gegen den ich nichts weiter unternehmen kann, als die nach Wahrheit strebenden Leser von vornherein darauf hinzuweisen und gefaßt zu machen. Es gibt keine Landstraße für die Wissenschaft, und nur diejenigen haben Aussicht, ihre lichten Höhen zu erreichen, die die Mühe nicht scheuen, ihre steilen Pfade zu erklimmen.

Karl Marx


An den Leser

Herr J. Roy hat es unternommen, eine so genaue und selbst wörtliche Übersetzung wie möglich zu geben ; er hat seine Aufgabe peinlich genau erfüllt. Aber gerade seine peinliche Genauigkeit hat mich gezwungen, die Fassung zu ändern, um sie dem Leser zugänglicher zu machen. Diese Änderungen, die von Tag zu Tag gemacht wurden, da das Buch in Lieferungen erschien, sind mit ungleicher Sorgfalt ausgeführt worden und mußten Stilungleichheiten hervorrufen.

Nachdem ich mich dieser Revisionsarbeit einmal unterzogen hatte, bin ich dazu gekommen, sie auch auf den zugrunde gelegten Originaltext anzuwenden (die zweite deutsche Ausgabe), einige Erörterungen zu vereinfachen, andre zu vervollständigen, ergänzendes historisches oder statistisches Material zu geben, kritische Bemerkungen hinzuzufügen etc. Welches auch die literarischen Mängel dieser französischen Ausgabe sein mögen, sie besitzt einen wissenschaftlichen Wert unabhängig vom Original und sollte selbst von Lesern herangezogen werden, die der deutschen Sprache mächtig sind.

Ich gebe weiter unten die Stellen des Nachworts zur zweiten deutschen Ausgabe, die sich mit der Entwicklung der politischen Ökonomie in Deutschland und der in diesem Werk angewandten Methode befassen.

 

London, 28. April 1875

Ähnliches: 

„Seine eigenen Worte so vorzubringen, dass jedermann sie verstehen kann.“

Mit der deutschen November-Revolution 1918 hat die Ära des Sozia­lismus begonnen. Sozialismus und Sozialisierung sind die Schlagworte des Tages. Was aber bedeutet Sozialismus? Nicht nur für den Gebil­deten, sondern für jedermann ist es heute eine dringende Notwendig­keit, sich mit den Grundlehren des Sozialismus bekannt zu machen.

„Zweifellos das tiefste und revolutionärste Werk der Weltliteratur.“

Die deutsche Volksausgabe des „Kapital“ erscheint kurz vor dem 50. Todestag von Karl Marx, fünfundsechzig Jahre nach dem Erscheinen des I. Bandes. Niemals ist die welthistorische Be­deutung dieses Werkes klarer zutage getreten als heute.

„Das Kapital schöpft seine Wirkung aus dem Erklä­rungsmodell der Produktionsweise.“

Vor dem Bücherfreund liegt das Resultat eines bemerkenswerten verlegeri­schen Projekts: der erste Band von Marx' Das Kapitalals illustrierte Ausgabe. Es ist ein bislang singuläres Unternehmen, und der Verlag hat eine kluge und mutige Entscheidung getroffen …

„Das ‚Kapital‘ gehört keiner einzelnen Wissenschaft allein an.“

Wie Platos Buch vom Staat, Macchiavells Buch vom Fürsten, Rousseaus Gesellschaftsvertrag, so verdankt auch das Marxsche Buch vom Kapital seine große und dauernde Wirkungskraft dem Umstand, daß es an einem geschichtlichen Wendepunkt das in die alte Weltgestalt ein­brechende neue Prinzip in seiner vollen Weite und Tiefe begriffen und ausgesprochen hat.

„Was das Proletariat zuerst braucht, ist das Klassenbewusstsein.“

Dieselben Gründe, die mich vor einem Dutzend Jahren bewogen, den Auftrag des Parteivorstandes der deutschen Sozialdemokratie auf Herausgabe einer Volksausgabe des ersten Bandes des Marxschen „Kapital“ zu übernehmen, haben mich veranlaßt, demselben Ruf für den zweiten und dritten Band zu folgen.