Integraler Sozialismus und radikale Demokratie

Man muss zugeben, dass der Versuch, heutzutage eine Debatte über Otto Bauer und das Konzept eines »Integralen Sozialismus« anzuzetteln, unzeitgemäß wirkt, immerhin handeln ExpertInnen wie PolitikerInnen beinahe aller Richtungen so, als bildete der neoliberale Kapitalismus den Kopfbahnhof der Geschichte.

Aus dieser Anmaßung ergibt sich aber wiederum ein Zeitbezug, denn die Unterordnung unter die Sachzwänge der neoliberalen Globalisierung lässt das Leben selbst in den privilegierten kapitalistischen Zentren für immer mehr Menschen elendiglich und prekär werden. Wer sich damit nicht abfinde, so Josef Hindels, der jahrzehntelange Doyen der sozialdemokratischen Linken in Österreich, im Vorwort zu einer 1975 von den sozialistischen StudentInnen herausgegebenen Einführung in »Zwischen zwei Weltkriegen?«, dem habe Otto Bauer heute viel zu sagen. Und prophetisch ergänzte er: Allerdings nicht »jene(n) sogenannten Realpolitikern, die das Wort sozialistisch am liebsten aus dem Parteinamen entfernen möchten … Für sie bedeutet jeder Satz aus dem Buch bloß eine Verlegenheit.«

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aus: Walter Baier, Lisbeth N. Trallori, Derek Weber (Hrsg.): Otto Bauer und der Austromarxismus. »Integraler Sozialismus« und die heutige Linke. Reihe Schriften der Rosa-Luxemburg-Stiftung Bd. 16. Karl Dietz Verlag Berlin 2008