Marx im Bild: Ausdruck rationalen Denkens

„Etwas Kunst kann nie schaden“ steht in der E-Mail-Signatur der Galerie Schöninger in Berlin. Eine Mail mit eben jener Signatur erreichte uns kurz nach dem Launch von marx200.org, im Anhang ein Foto von einem Bild „Reflexionen Öl auf Leinwand“. Die Galerie Schöninger schrieb darin, dass sie uns das Bild für das Webprojekt zur Verfügung stellen würde und grüßte freundlich.

Auch in Zeiten des übervoll bebilderten Internet – jeder Websiten-Betreiber kann ein Lied davon singen – ist die Wahrung der Urheberrechte ein eigenes Betätigungsfeld geworden. Digitale Bilder sind nicht weniger urheberrechtlich geschützt als analoge. Kein Foto im Netz kann einfach mal so auf die eigene Seite geladen werden und auch bei den sogenannten freien Bildern müssen die Lizenzierungsbedingungen sorgfältig studiert und aufgenommen werden und wenns keine freien Bilder gibt, heißt es kaufen oder kreativ selbst die Fotokamera in die Hand nehmen. Was würde Marx dazu sagen? Wahrscheinlich, dass das Privateigentum nun mal auch für Dinge gilt, die unbegrenzt reproduzierbar sind, quasi im Überfluss vorhanden, per Mausklick verdoppelt werden können oder ver-zig-facht, ganz ohne Qualitätsverlust. Damit diese häufig „immateriell“ genannten Dinge zur Ware werden können, müssen sie künstlich verknappt werden und dafür ist technisch der Kopierschutz da und rechtlich das Urheberrecht. Und das lustige: Wenn ein Bild „frei“ sein soll, ohne Copyright, braucht es auch das Urheberrecht, nämlich um zu verbieten, dass das Bild von irgendjemandem wieder privatisiert und zur Ware gemacht wird. Bei all diesem Geschäft ist die Überraschung und Freude groß, wenn aus dem Nichts plötzlich ein Bild zur freien Nutzung angeboten wird, welches auch noch eine eigene Geschichte erzählt. Und die übrigens, geht so:

Reflexionen Öl auf Leinwand (150 x 90 cm) 2016
Das Bild spiegelt die Genese des Rationalismus wider - ausgehend von Europa nach Amerika und zurück. Symbolischer Ausgangspunkt bildet das Orakel von Delphi, das in vorchristlicher Zeit als Mittelpunkt der Welt galt (griechische Philosophie), über die Aufklärung in Europa und die Proklamation der Menschenrechte des seinerzeit fortschrittlichen Amerika (manifestiert durch die Freiheitsstatue als ein Dankesgeschenk des aufgeklärten Frankreich). Ausdruck rationalen Denkens in Europa legitimieren sich in der Philosophie (hier Marx) und in der Hoch-Technologie (hier exemplarisch Ariane 5). Im internationalen Rampenlicht amerikanischen Einflusses dominieren die Kultur (Bowie) und die zukunftsverändernde Elektronik (Drohne). Während die Freiheit symbolträchtig als ewiges Feuer weiterhin glüht, zeigen sich an der Statue bereits Risse.

Quelle: http://www.galerie-schoeninger.de/