»Im Interesse des Friedenskampfes«

Hier tagte die "wissenschaftliche" Konferenz: im Palast der Republik Foto: ND/Archiv ©

Die Berliner Konferenz von 1983, öde Sprechrituale und der Auftakt zu einem systemübergreifenden Dialog. Marx in der DDR - Teil III

Am 19. Januar 1982 hatte das Politbüro des ZK der SED einen »Maßnahmeplan zur Würdigung des 100. Todestages und des 165. Geburtstages von Karl Marx« im Jahr 1983 beschlossen. Dass sich Politik um Jahrestage herum gruppierte, war keine Spezialität der DDR, in Sachen Würdigung und Traditionspflege erreichte diese allerdings »Weltniveau« - und in diesem Fall ging es ja auch um nicht weniger als die Ehrung »des größten Sohnes des deutschen Volkes, des genialen Begründers des wissenschaftlichen Kommunismus, des hervorragenden Führers der deutschen und internationalen Arbeiterklasse, des glühenden Revolutionärs, des unermüdlichen Kämpfers für die Sache des Proletariats«.

Teil II der Serie über Marx in der DDR:
Über den heiligen Karl, die Verwandlung einer Weltanschauung in ein Religionssurrogat und eine Feststellungsfestveranstaltung. Eine Reise ins Jahr 1983.

Natürlich ging es auch um die »weitere Verwirklichung der Beschlüsse« des letzten Parteitags und um »den überzeugenden Nachweis der Aktualität und Lebenskraft des Marxismus-Leninismus«. Die »zentralen Maßnahmen« der Marx-Würdigung lagen zwar noch über ein Jahr in der Zukunft, wollten aber gut vorbereitet sein, denn es waren viele. Das Zentralkomitee gab sich unter anderem auf, »Thesen« zum Marx-Jahr zu veröffentlichen, eine Festveranstaltung und eine Großkundgebung sollten organisiert werden, und auch für die Werktätigen des VEB Numerik, das den Namen von Marx trug, hatte sich die SED-Führung etwas ausgedacht: Diese sollten »beispielhafte Initiativen zur Erfüllung und Überbietung des Plans 1983« entwickeln und sich bei einem Treffen mit anderen nach Marx benannten Kollektiven dazu verpflichten, »im Geiste des revolutionären Wirkens von Karl Marx durch hohe schöpferische Leistungen zur allseitigen Stärkung unseres Arbeiter- und Bauern-Staates beizutragen«.

Für den April 1983 sollte zudem eine »internationale wissenschaftliche Konferenz« vorbereitet werden, ihr »Arbeitsthema: Der Marxismus-Leninismus - Kompass im Kampf um die revolutionäre Veränderung der Welt«. Von der Parteihochschule, auch sie trug den Namen »Karl Marx«, über das Zentralinstitut für sozialistische Wirtschaftsführung, das beim ZK angesiedelt war, bis zur Akademie für Gesellschaftswissenschaften und zum Institut für Marxismus-Leninismus hatten nun gleich acht Institutionen die Aufgabe, »eine gesonderte Vorlage« für den Kongress auszuarbeiten - »Termin 1. Halbjahr 1982«.

Als dann mit einigem Verzug erst Anfang September das Politbüro erneut über die Konferenz beriet, hatte man ein neues Motto gefunden. Der Tenor war nun ein deutlich anderer: »Karl Marx und unsere Zeit - der Kampf um Frieden und sozialen Fortschritt«. Das Treffen sollte nun stärker »aktuellen Aufgaben« gewidmet sein, es ging dabei weniger um die ursprünglich avisierte »revolutionäre Veränderung der Welt«, sondern erst einmal um die Rettung der Menschheit. Vor dem Hintergrund des Wettrüstens, der immer noch anhaltenden Diskussionen über den NATO-Doppelbeschluss von 1979 und des absehbaren Scheiterns der Genfer Verhandlungen zur teilweisen Abrüstung von Atomraketen stand jetzt die »Aktionseinheit« mit »anderen revolutionären, fortschrittlichen und friedliebenden Parteien und Bewegungen im Interesse der Durchkreuzung der Konfrontationspolitik der aggressivsten Kräfte des Imperialismus« im Mittelpunkt.

Der politischen Führung der DDR war das ein wichtiges Anliegen. Die biografische Erfahrung des letzten Weltkrieges war in der SED-Führung quasi personalisiert. Dass dies in einem gewissen Kontrast stand zu den bisweilen martialischen Inszenierungen des Militärischen, ist so richtig, wie dies eben auch ein Aspekt der Blockkonfrontation war. Das Bestreben der SED, international als Akteur Anerkennung zu finden, trat hinzu - und so ließ sich die SED-Spitze eine Gelegenheit wie die Marx-Konferenz auch einiges kosten. Allein für die Flugtickets der einzuladenden Gäste veranschlagte man schon zu diesem Planungszeitpunkt 1,5 Millionen - die eine Hälfte in der Mark der DDR, die andere in Valuta. Sogar für die kleinen Aufmerksamkeiten fühlte sich das Politbüro zuständig, man beschloss, den Teilnehmern »eine Konferenztasche und ein symbolisches Geschenk« überreichen zu lassen.

Was bei dem ersten Politbüro-Beschluss zur Konferenz, also im Januar 1982, noch recht undenkbar schien, dass nämlich auch sozialdemokratische Parteien eingeladen werden würden und man bei allen Differenzen so das »gemeinsame Erbe« anerkennen würde, das sich mit dem Namen Marx verband, gehörte nun zum Arbeitsprogramm für den Kongress. Es sei »eine möglichst breite und repräsentative Beteiligung« anzustreben, hieß es jetzt im September 1982 in der SED-Spitze. Diese zu befördern sollte es vorab »Konsultationen mit einzuladenden Parteien« geben. Und auch im deutsch-deutschen Verhältnis hatte sich der Wind etwas gedreht - das erfolgreiche Misstrauensvotum gegen den SPD-Kanzler Helmut Schmidt stand unmittelbar bevor. Viele Sozialdemokraten engagierten sich gegen die Rüstungspolitik. Auf der ersten Liste mit den Parteien, die zur Konferenz eingeladen werden sollten, stand die SPD allerdings nicht. Noch nicht.

Im Januar 1983 war die Marx-Konferenz abermals Thema im Politbüro - und das nach ereignisreichen Wochen. Im November 1982 war Leonid Breschnew gestorben, der sowjetische Staatschef und Vorsitzende der KPdSU. Nachfolger wurde der damals schon gesundheitlich schwer angeschlagene frühere KGB-Chef und Ideologie-Sekretär des Zentralkomitees Juri Andropow - ein Mann, mit dem sich gewisse Erwartungen verbanden, auch die auf maßvolle Reformen und Schritte der Erneuerung, ohne dass dazu das herrschende System und seine ideologischen Fundamente in Frage gestellt würden. Für die SED war es natürlich keine Nebensächlichkeit, wer in Moskau das Zepter schwang. Und schon gar nicht in Zeiten, in denen es von großer Bedeutung war, wie und worüber man »mit dem Westen« im Gespräch blieb.

Was sich dann auch in den Ostberliner »Schlussfolgerungen für die weitere Vorbereitung und Durchführung« der Konferenz niederschlug. Deren »zentrale Idee« hatte mit dem Thema »Karl Marx« freilich nur noch entfernt etwas zu tun: Es ging um die »Sicherung und Erhaltung des Friedens in der Welt«, denn, so formulierte es die SED, »nur im Frieden kann die Marxsche Grundidee von der historischen Mission der Arbeiterklasse verwirklicht werden«. Die Sorge, ein atomarer Konflikt könnte ausbrechen, wurde aber auch mit Organisationen geteilt, die mit dem realsozialistischen Block keineswegs einverstanden waren. Dass Frieden »Grundvoraussetzung für Demokratie und sozialen Fortschritt« ist, war nun so formuliert, dass es auch Moskau-kritische Parteien unterschreiben konnten. Die SED formulierte Anfang 1983 sogar ausdrücklich, dass »kommunistische und Arbeiterparteien (…) sowie sozialistische und sozialdemokratische Parteien (…) trotz Meinungsverschiedenheiten und unterschiedlicher Standpunkte den Dialog« fördern sollten - im Sinne des Friedens. Sogar von »größten Anstrengungen« ist die Rede, die unternommen werden sollten, um »Vorbehalte abzubauen«. Zwar wies die SED die Verantwortung dafür in den »Schlussfolgerungen« pauschal dem »militanten Antikommunismus« zu. Wer aber nicht vergessen hatte, wie die SED früher aggressiv gegen »Sozialdemokratismus« Front gemacht hatte, konnte die Botschaft dennoch nicht übersehen.

Offenbar ließen aber Anfang 1983, also nur wenige Monate vor der Konferenz, die Zusagen noch zu wünschen übrig. Mit Parteien, die noch zögerten, sollten »Konsultationen mit dem Ziel« geführt werden, »ihre Teilnahme an der Konferenz auf höchstmöglichem Niveau« zu gewährleisten. Die politische Wirkung eines solchen Treffens hing selbstverständlich auch davon ab, welche Partei mit welchen Funktionären anreisen würde.

So bemühte sich das Politbüro, den Chef der französischen KP Georges Marchais durch ein persönliches Gespräch mit Hermann Axen zum Kommen zu bewegen. Vergeblich. Auch mit den führenden Genossen in Moskau wollte man noch einmal ins Gespräch gehen - Näheres verrät das Protokoll der Politbürositzung zwar nicht. Der »Spiegel« wusste später allerdings zu berichten, dass und wie sich die Fliehkräfte im Planetensystem der Marx auf die eine oder andere Weise zugewandten Parteien verändert hatten.

Ursprünglich, so jedenfalls die »Kremlastrologen« aus Hamburg, sollte die SED zu der Konferenz »auf Wunsch der Sowjets« geladen haben. »Die Konferenz war als eine Art Gipfelersatz gedacht: Ursprünglich wollten die Russen zum Marx-Jubiläum die Creme des Weltkommunismus in Moskau versammeln. Der Plan stieß aber bei zahlreichen KPs, vor allem bei den Westeuropäern auf Ablehnung.«

Allzu weit hergeholt ist das wohl nicht. Die Historiker Andreas Malycha und Peter Jochen Winters haben aber noch eine andere Sichtweise im Angebot: Nach dem Tode Breschnews habe Honecker versucht, »seinen Spielraum gegenüber Moskau mit Hilfe friedenspolitischer Aktivitäten zu erweitern« - wozu er die Konferenz nutzen wollte. Das war ein Konflikt auf der Achse innerhalb des osteuropäischen Blocks. Die zwischen Moskau und jenen Parteien, die mehr und mehr über einen »dritten Weg zum Sozialismus« sprachen, lag auf einer anderen Achse.

Seit geraumer Zeit beschäftigten damals die wachsenden Differenzen mit den sich eurokommunistisch entwickelnden Parteien im Westen auch die SED. Selbst mit Blick auf die Marx-Konferenz. Als das Politbüro Anfang 1982 das Thema zum ersten Mal auf dem Tisch hatte, befasste sich die Runde in der selben Sitzung auch mit einer deutlichen Kritik der italienischen KP an der Verhängung des Kriegsrechts in Polen - von »Lossagung von der kommunistischen Weltbewegung« ist da die Rede, von Anmaßung und Diffamierung des Kurses der an Moskau treu orientierten Parteien, ja sogar von einem »frontalen Angriff auf die Staaten des realen Sozialismus«.

Die Italiener, soweit ging die SED-Spitze, hätten sich »auf Positionen der entspannungsfeindlichen Kräfte des Imperialismus« begeben. Allerdings wollte man die Beziehung zur IKP »im Interesse des Friedenskampfes« dennoch fortsetzen - aber das Misstrauen wuchs und wuchs. Ein Jahr später sollte die DDR-Botschaft in Rom zwar »die Zusage der italienischen KP« für die Konferenz »herbeiführen«, doch in Ostberlin bangte man offenbar, was deren Vorsitzender bei der Marx-Konferenz erklären würde - zumal man die unzensierte Veröffentlichung aller Redebeiträge zugesagt hatte. »Über die Zweckmäßigkeit eines persönlichen Gesprächs mit Genossen Berlinguer« wollte man aber erst nach dem Parteitag der Italiener im März 1983 entscheiden.

Statt Berlinguer sollte schließlich Aldo Tortorella nach Berlin zur Konferenz kommen, immerhin ein Mitglied der Nationalen Leitung der italienischen Kommunisten. Sozialdemokratische Parteien wie Labour aus Großbritannien oder die französische Parti Socialiste, schlugen die Einladung gleich ganz aus. Die Französische KP schickte mit Francette Lazard »nur« ein Politbüromitglied, die Portugiesen dagegen ihren Generalsekretär Alvaro Cunhal, aus Bulgarien und der Tschechoslowakei waren Funktionäre der zweiten Reihe angereist.

So etwas musste nicht immer und überall einen politischen Grund haben, dass sich in den Teilnehmerlisten auch kleine und größere Konflikte innerhalb und zwischen den Blöcken niederschlugen, war aber auch kein Geheimnis. Zumal, und darauf legte die SED auch größten Wert, die Zahl der teilnehmenden Organisationen durchaus beachtlich war. Von Gus Hall über Meir Vilner bis zu Gordon McLennan und Clodomiro Almeyda waren nicht wenige Vorsitzende oder Generalsekretäre kommunistischer Parteien angereist; viele afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Delegationen kamen, gleich vier Parteien vertraten unterschiedliche Strömungen der Arbeiterbewegung Chiles, wo damals massive soziale Proteste gegen die Pinochet-Diktatur neu aufgelebt waren.

Auf der anderen Seite blieb nicht unübersehen, dass keine der »Bruderparteien« der realsozialistischen Staaten seinen jeweiligen ersten Mann entsandte - das war sicher nicht das »höchstmögliche Niveau« an Beteiligung, wie es die SED gern gewollt hätte. Auch aus Moskau hatte man in Berlin zunächst auf die ganz große Prominenz gehofft. Doch statt Andropow, wie zunächst kolportiert worden sein soll, oder Konstantin Tschernenko, der damals zweiter Mann der KPdSU war, hielt Michail Simjanin bei der Marx-Konferenz die sowjetische Rede - der damalige ZK-Sekretär für Ideologie sprach viel über Lenin.

Als ein »ödes Ritual«, bilanzierte der »Spiegel« nach der Tagung die dort gehaltenen Reden, 140 Beiträge, darunter auch einige schriftlich eingereichte, fanden später Eingang in einen voluminösen Sammelband in Kunstleder mit Goldprägung. Tatsächlich waren die darin dokumentierten Ansprachen nicht das, was man sich heute unter Referaten einer wissenschaftlichen Konferenz über Karl Marx vorstellen würde - auch damals und auch in der DDR wurde unter wissenschaftlicher Befassung mit Marx durchaus etwas anderes verstanden.

Doch weder spielten in der Dokumentation - ursprünglich war das Politbüro sogar von vier Bänden ausgegangen - neue Erkenntnisse der Forschung über Leben und Werk von Marx eine Rolle noch die seinerzeit sowohl in der DDR als auch im Westen als auch blockübergreifend geführten Auseinandersetzungen über theoretische Fragen. Das Treffen hatte ausschließlich außenpolitischen Charakter, einen, der mit Blick auf die Zuspitzung der nuklearen Konfrontation ausgerichtet war. Marx war lediglich eine Folie dafür, eine Art Behältnis, in das diese oder jene Position zu Fragen der Kooperation, der Abrüstung, des Standes der jeweiligen Probleme im eigenen Land mit symbolischen Verbeugungen vor dem Marxismus-Leninismus verbunden wurden.

Nur hier und da blitzte etwas von der Widersprüchlichkeit der politischen Lage und von Kritik an den real existierenden ideologischen Sackgassen auf. Etwa in der Rede Tortorellas, der sich auf Gramsci berief, »jegliche Reduzierung des Marxschen Gedankengutes auf eine Art Katechismus« kritisierte und es ablehnte, wenn dessen Denken »zu einem geschlossenen doktrinären System gemacht« werde. Der Marxismus dürfe sich »weniger denn je auf eine formale Lobpreisung der Schriften von Marx beschränken«, warnte der Italiener - und nutzte die Gelegenheit sogar, den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan zu verurteilen.

Dass der auf Tortorella folgende Vertreter der Südafrikanischen Kommunistischen Partei dazu kein Wort verlor, gehörte zum Soundtrack der Konferenz: Es wurde nicht diskutiert, es wurde vorgelesen. Die politisch geschulten Zuhörer konnten gleichwohl aus den oft schwerfälligen Beitragen einige wichtige Botschaften vernehmen. Oder schon aus der reinen Anwesenheit mancher Delegierter.

Die Tatsache etwa, dass erstmals Vertreter der Sozialdemokratie aus der Bundesrepublik einer solchen Tagung beiwohnten, war schon ein Ausrufungszeichen. Die SED-Spitze hatte die SPD schließlich doch noch eingeladen, »unter Berücksichtigung der Aufnahme von Parteibeziehungen« und wegen »ihres Einflusses auf die Teilnahme der internationalen Sozialdemokratie an unserer Konferenz«. Wilhelm Bruns, der schließlich entsandte Leiter der Abteilung Außenpolitik und DDR-Forschung im Forschungsinstitut der Friedrich-Ebert-Stiftung, sprach in Ostberlin dann vor allem über die Entspannungspolitik Willy Brandts und eine Möglichkeit der »Partnerschaft in Sicherheit«, die nicht nur den beiden deutschen Staaten »eine gute Perspektive« eröffnen, sondern »aus der Mitte Europas eine Idee« der Friedenssicherung hervorbringen könnte.

Dass Bruns noch vor den Abgesandten der DKP und der SEW ans Mikrofon treten durfte, wird man nicht als Zufall betrachten können - das Politbüro hatte sich natürlich vorbehalten, auch über die Reihenfolge der Redner, fast ausnahmslos Männer, zu entscheiden. In einem ersten »Vorentwurf« der Liste, den die SED-Führung nur wenige Tage vor dem Beginn der Konferenz »als Orientierungsgrundlage« zur Kenntnis nahm, tauchte die SPD noch ziemlich weit hinten am fünften Beratungstag auf - tatsächlich kam Bruns aber dann schon am dritten Beratungstag an die Reihe.

Rolf Reißig, der damals eine Professur an der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED inne hatte und zu den Architekten des Dialogs mit der SPD wurde, schrieb im Rückblick einmal, die Teilnahme von Sozialdemokraten aus der Bundesrepublik bei der Marx-Konferenz habe 1983 »das Problem der ›Parteikontakte‹ zwischen den beiden bislang so verfeindeten Brüdern ins Rampenlicht der Öffentlichkeit« gebracht. Bruns Rede sei auch außerhalb der Tagung »aufmerksam registriert« worden, so Reißig. Der FES-Mann habe kurz darauf an Akademie-Rektor und ZK-Mitglied Otto Reinhold geschrieben, dass er »immer noch unter dem Eindruck« des Kongresses stehe und sich »für die überaus freundliche Behandlung und korrekte Abwicklung« bedanke. Wichtiger aber war: Er, Bruns, hoffte, den »Gedankenaustausch fortsetzen zu können«. Im Frühjahr 1984 gab es dann erstmals Grundsatzgespräche zwischen der Grundwertekommission der SPD und der Akademie für Gesellschaftswissenschaften, das »Dialog-Papier« von 1987 war der wohl sichtbarste Ertrag davon: »Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit«.

Wie es weitergeht? Lesen Sie in Teil IV der Serie zu Karl Marx in der DDR wie seine Theorien zu politischen Lektüren quer über die Mauer führten und wie Parteibeschlüsse zur Wissenschaft verklärt wurden.