Die Rückkehr der Emigranten nach der Februarrevolution 1917 nach Russland

Die Ausgangssituation der linken bzw. linksorientierten Gruppierungen nach der Februarrevolution 1917 in Russland war weitgehend identisch. Ihre führenden Funktionäre, die in der Regel im Exil lebten, drängten, von der Nachricht über die Revolution überrascht, nach Russland. Kriegsbedingt war die Verbindung zusammengebrochen. „Nach Rußland sind sämtliche Verbindungen abgerissen“, schrieb Leo Martow am 28. Februar 1917 aus Zürich an seine Freundin Nadeshda, „keine Zeitungen, keine Zeitschriften, keine Briefe.“ „Aus Rußland bekommen wir nichts, nicht einmal Briefe!!“, hatte Wladimir Lenin am 13. März aus Zürich an Inessa Armand geschrieben. Zwei Tage später erschienen die Zeitungen mit Eilmeldungen über den Sieg der Revolution in Petrograd.

„Die Schlagzeile der Zeitung lautete: ‚Umsturz in Petrograd. Nikolaus II. verzichtet auf Thron zugunsten seines Bruders Michail‘. – ‚Na und?‘ meinte ich zu Fotinski“, erinnert sich Ilja Ehrenburg. „‚Ist Michail besser als Niko-laus?‘ Doch Fotinski war in seiner Freude nicht zu beirren. Er holte eine an-dere Zeitung, wir fanden eine kurze Notiz: In Petrograd Streiks, Demonstra-tionen. ‚Eine richtige Revolution!‘ rief Fotinski. […] Eine Debatte hob an: Wird sich der neue Zar halten, oder kommt die Republik? Wir wußten nicht, dass die französische Zensur Nachrichten unterschlug, dass in Petrograd nie-mand mehr an Michail dachte, dass der Sowjet der Arbeiterdeputierten beriet, wie er sich zur Provisorischen Regierung verhalten sollte. […] Es war schwer zu verstehen, was in Rußland vorging.“

Die in diesem Heft vorgenommene Zusammenstellung biografischer Fakten zu 534 nach den revolutionären Ereignissen des Jahres 1917 allein bzw. in sechs größeren Gruppen nach Russland zurückgekehrten Exilanten entstand im Zusammenhang mit der am 9. November 2016 gemeinsam von Helle Panke, der Zeitschrift Berliner Debatte Initial und der Max-Lingner-Stiftung organisierten Diskussion zum Thema „Das russische Exil in Berlin“.

aus: Wladislaw Hedeler: Die Rückkehr der Emigranten nach der Februarrevolution 1917 nach Russland. Pankower Vorträge 205, hrsg. von Helle Panke e.V. Berlin 2016

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